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Ankündigung: Lesung mit Sandra Lüpkes am 13.10.2017

Artikelbild„Die Inselvogtin“, der 2009 im Rowohlt-Verlag erschienene Historische Roman von Sandra Lüpkes, ist noch immer eines der beliebtesten Bücher der Erfolgsautorin, deren Gesamtauflage inzwischen bei über 700.000 Exemplaren liegt. Nun geht Sandra Lüpkes, die auf der Insel Juist aufgewachsen ist, fast neun Jahre später erneut damit auf Lesereise. Grund ist der 300. Jahrestag der Weihnachtsflut, die im Dezember 1717 die deutsche Nordseeküste heimgesucht hat und eine Schicksalsszene in der fiktiven Geschichte um die Romanheldin Maikea Boyunga ist.

Historische Romane haben etwas Zeitloses, dennoch ist es eher ungewöhnlich, nach so vielen Jahren erneut mit einem Buch auf Lesereise zu gehen. Wie kam es dazu?
Der Juister Buchhändler hat mich auf die Idee gebracht. Er rief mich an und fragte, ob ich im Herbst auf die Insel kommen wolle, um im Küstenmuseum zu lesen, weil dort eine Sonderausstellung zum Thema „Weihnachtsflut 1717“ geplant sei. Man muss wissen, dass die Katastrophe gerade auf Juist tragische Ausmaße hatte. Damals war die Insel zweigeteilt, die jüngeren Insulaner lebten im sicheren Osten, die älteren im gefährdeten Westen. Doch Heilig Abend trafen sich alle in der Kirche im Westteil – heute befindet sich dort übrigens das Ausflugslokal Domäne Bill. Bei ihrer Heimkehr mussten die Ost-Juister den Hammrich überqueren, eine breite Sandfläche an der Stelle des jetzigen Hammersees. Die Wassermassen müssen die Familien völlig überrascht haben. Augenzeugen sprachen von einer einzigen hohen Welle, vielleicht handelte es sich sogar um eine Art Tsunami. Jedenfalls kam die Hälfte aller Einwohner ums Leben. Ein furchtbares Ereignis, das bei uns in der Inselschule auch Thema im Heimatunterricht gewesen ist.

Und Sie Jahre später zum Schreiben eines 400-Seiten-Romans inspiriert hat?
Eigentlich habe ich schon damals gedacht, dass man daraus ein Buch machen könnte. Ich wollte ja schon immer Schriftstellerin werden und mein Vater, der zu der Zeit Pastor auf Juist gewesen ist, hat gern in den alten Kirchenbüchern geblättert, in denen seine Vorgänger über Freud und Leid in der überschaubaren Gemeinde berichtet haben. Auch die Verluste der Weihnachtsflut waren vermerkt. Und die kryptische Notiz eines Predigers, der Jahre zuvor den sündigen Juistern eine Gottesstrafe vorausgesagt hatte, bevor sie ihn von der Insel jagten. Das klingt fast zu dramatisch, um wahr zu sein.

Ohnehin herrschten damals spannende Zeiten. Ihre fiktive Hauptfigur Maikea Boyunga wird in der Sturmnacht als Tochter des Inselvogtes geboren und setzt sich als Erwachsene für den Küstenschutz ein. Wieviel historische Wahrheit steckt in dieser Geschichte?
Das 18. Jahrhundert war die Ära der Aufklärung. Die Menschen begannen sich rational mit den Problemen ihrer Zeit auseinanderzusetzen, statt alles als unumstößlichen Willen Gottes zu akzeptieren. Für viele fortschrittlich denkende und handelnde Menschen bedeutete das einen echten Kampf gegen die pietistisch geprägte Obrigkeit. Und Frauen hatten es natürlich noch schwerer. Maikeas Heimat – die ostfriesische Nordseeküste – war damals ein Freistaat, doch die Preußen scharrten schon mit den Hufen, um das Land und vor allem die wichtigen Seehäfen zu übernehmen. Der letzte Fürst aus dem Geschlechte der Cirksena wurde ein Jahr vor der Weihnachtsflut geboren. Und sein Tod mit nur achtundzwanzig Jahren ist von Gerüchten umrankt: Wurde er vergiftet? War es Selbstmord? Oder war sein Ableben seinem verweichlichten Naturell geschuldet? Historisch verbürgt ist nur, dass er ein Glas Buttermilch getrunken hat und es danach rapide mit ihm bergab ging.

„Die Inselvogtin“ ist Ihr bislang einziger Historischer Roman. Planen Sie, mal wieder etwas in der Art zu schreiben?
Das werde ich bei Lesungen oft gefragt. Überhaupt ist „Die Inselvogtin“ der Roman, den meine Leser oft als ihr Lieblingsbuch nennen. Ich selbst würde es auch als mein „Herzenswerk“ bezeichnen, eben weil ich schon als junges Mädchen die Vision hatte, es zu schreiben. Ein klein wenig Historischer Roman steckt ja auch in meinem aktuellen Buch „Inselfrühling“. Im vierten Band der „Inselhotel“-Reihe geht es um die Frühjahrsflut im Jahre 1825, in der eine mit Schätzen beladene Fregatte an der Nordseeküste auf Grund gelaufen sein soll. Diese Handlung wurde allerdings in die moderne Geschichte rund um Jannike Loog und ihr kleines Inselhotel eingewoben. Aber darüber hinaus gibt es viele Themen, die mir unter den Nägeln brennen: das Seenotrettungswesen zum Beispiel. Oder auch die Flucht meiner Großmutter aus Ostpreußen. Aber konkrete Pläne gibt es nicht, ich bin ja auch erst 46, da bleibt mir bis zur Rente noch viel Gelegenheit. Schließlich sind diese Romane doch – wie haben Sie es am Anfang ausgedrückt? – zeitlos.